Am 23.5.2022 findet die Jubiläumsfeier um 17:00 Uhr in der Rhönhalle in Bischofsheim/Frankenheim statt. Schirmherr Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann und Landrat Thomas Habermann werden Grußworte sprechen. In einem Podiumsgespräch, geleitet von Eberhard Schellenberger, werden verschiedene Aspekte der Entwicklung des Schullandheimwerkes thematisiert.
Zu dieser Feierstunde werden ca. 100 Gäste aus Politik, Schulverwaltung, Lehrerschaft und Verein erwartet.
Das SWU in Kürze dargestellt:
Das Schullandheimwerk Unterfranken e.V. (SWU) wurde 1972 von Lehrkräften gegründet, um in außerschulischen Lernorten Lehrkräften und ihren Klassen neben dem Erlebnis von Gemeinschaft auch motivierende und nachhaltige Lernsituationen zu bieten. In einem Schullandheim lässt sich fächerübergreifender, projektorientierter Unterricht und selbsttätig entdeckendes Lernen leichter verwirklichen als im fest strukturierten Schulalltag.
Dem SWU gehören 6 Schullandheime in Unterfranken an, die die Gütesiegelkriterien des Bayerischen Schullandheimwerkes erfüllen. Die Schullandheime in Hobbach, Leinach, Reichmannshausen, Rappershausen, auf dem Bauersberg und dem Schwanberg werden von unterschiedlichen Trägern betrieben.
Durch das inzwischen umfangreiche unterschiedliche Profilangebot der einzelnen Schullandheime haben die Lehrkräfte in Unterfranken die Möglichkeit, ein Haus gezielt nach unterrichtlichen Inhalten auszuwählen. Unterstützt werden sie durch fachliches Personal vor Ort.
Das SWU unterstützt dadurch die schulische Arbeit durch Angebote für die personale und soziale Entwicklung der Schülerinnen und Schüler, regt vernetztes Denken durch Natur- und Umweltpädagogik an und bietet einen Übungsraum für demokratisches Denken und Handeln.
In zahlreichen Symposien wurden in den letzten Jahrzehnten immer wieder pädagogische und gesellschaftliche Strömungen aufgegriffen, in Arbeitskreisen didaktisch und pädagogisch aufbereitet und so das Modul- und Materialangebot für die Klassen stetig aktualisiert oder erweitert.
Der ehrenamtlich tätige Verein baute viele unterstützende Strukturen auf: In jedem Schulamtsbezirk gibt es eine Lehrkraft als Ansprechpartner, die Schulabteilung der Regierung von Unterfranken koordiniert Dienstbesprechungen und Fortbildungen und in jedem Schullandheim sind Lehrkräfte als Heimbeiräte tätig.
Das vielfältige ehrenamtliche Engagement erfährt seine Wertschätzung dadurch, dass der Regierungspräsident von Unterfranken bisher immer die Schirmherrschaft übernahm.
In Zusammenarbeit mit dem Dachverband „Bayerisches Schullandheimwerk“ (BSHW) wurden wichtige Modellprojekte implementiert und evaluiert.
In Hobbach wurde die erste stationäre Wasserschule in Unterfranken eingeweiht. In Bach und Labor beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler mit der faszinierenden Ökologie des Wassers, führen Versuche durch, gewinnen aber auch grundlegende Einsichten in die Notwendigkeit des Gewässerschutzes.
Ob beim „TeamTime“-Projekt oder „Theater“ die soziale und personale Kompetenz gestärkt wird, im Wald die Laubstreu untersucht oder beim „Mountainbike-Fahren“ Sicherheit im Gelände und verantwortliches Fahren in der Gruppe trainiert wird, ob bei „Mehrwert Demokratie“ grundsätzliche demokratische Strukturen und Verhaltensweisen erlebt, gesunde Ernährung selbst zubereitet oder Wasser im Bereich „MINT“ chemisch analysiert wird – den Schülerinnen und Schülern werden die Aufenthalte im Schullandheim unvergesslich bleiben, weil unmittelbares Lernen mit allen Sinnen ermöglicht und Leben in Gemeinschaft stattfindet.
Die Erlebnisse im Schullandheim wirken lange nach, umso mehr, je länger die gemeinsam verbrachte Zeit und die erlebnishaften Lernsituationen waren. Waren es in den Anfangsjahren meist 14-tägige Aufenthalte, so sank die Verweildauer inzwischen auf 4 – 5 Tage, sehr oft nur noch eine halbe Woche. Da können sich soziale Entwicklungen kaum noch entfalten.
Die finanzielle Grundlage des Vereins war von Anfang an die jährlich durchgeführte Sammlung an allen Schulen in Unterfranken. Nur dadurch konnten Häuser ausgebaut oder erweitert, Sanierungen und Brandschutzmaßnahmen durchgeführt, unterrichtliche Materialien und pädagogische Ausstattung verwirklicht werden; denn staatliche Zuschüsse gibt es nur bei entsprechender Eigenbeteiligung.
Das SWU betrieb als Verein die Häuser in Hobbach und am Bauersberg in Eigenregie. Der wirtschaftliche Betrieb und die die gesetzlichen Auflagen und Bestimmungen nahmen im Lauf der Zeit aber Dimensionen an, die ein ehrenamtlich geführter Verein nicht mehr leisten konnte. Deshalb wurden diese Häuser in eine gemeinnützige GmbH ausgegliedert.
Mit der Corona-Pandemie kam ein gewaltiger Einbruch: Lange Monate waren Fahrten ins Schullandheim untersagt, zweimal in Folge konnte keine Sammlung an den Schulen durchgeführt werden.
Das SWU hat mit dem Modulangebot seiner Schullandheime in den letzten 50 Jahren eine Bildungseinrichtung mit hohem Niveau geschaffen und wird von der Lehrerschaft fast schon als Dienstleister wahrgenommen. Neben der Vermittlung komplexer Zusammenhänge unserer Umwelt sind Migration, Integration und Stärkung der Demokratie die drängenden Probleme unserer Zeit – deswegen sind Schullandheimaufenthalte mit ihrer sozialen „Wertschöpfung“ nach wie vor wichtig.