Jubiläumsfeier

50 Jahre Schullandheimwerk Unterfranken e.V. (SWU)

So muss Bildung sein!
50 Jahre Schullandheimwerk Unterfranken e.V. (SWU) – eine Erfolgsgeschichte

In der Bischofsheimer Rhönhalle wurde am 23. Mai ein ganz besonderes Jubiläum gefeiert. Der Einladung zur Feierstunde anlässlich eines halben Jahrhunderts Schullandheimwerk Unterfranken waren ca. 120 Gäste aus ganz Unterfranken gefolgt.

Begrüßt wurden die Gäste von der 1. Vorsitzenden des SWU, Frau Heike Makwosky. Neben Thomas Habermann, Landrat des Landkreises Rhön-Grabfeld, und Frau Sorya Lippert, 2. Bürgermeisterin der Stadt Schweinfurt, wurden die Festgäste von Dr. Eugen Ehmann, Regierungspräsident von Unterfranken und Schirmherr des SWU, mit einem Grußwort auf die Feier eingestimmt.

Herr Eberhard Schellenberger, langjähriger BR-Journalist führte leicht und erfrischend, aber auch mit der nötigen Ernsthaftigkeit und Spontanität die Gäste durch den Nachmittag.

Ein unterhaltsamer Blick auf 50 Jahre Schullandheimwerk Unterfranken warfen die Teilnehmer der Podiumsrunde. Rudi Suttner (ehemaliger Schulleiter, ehemaliger Landesvorsitzender BSWH, ehemaliger Vorstand SWU), Claudia Markert (Lehrerin am Walther-Rathenau Gymnasium in Schweinfurt), Daniela Haupt (Dipl. Pädagogin & Leiterin Sozialer Dienst 2, Landratsamt Schweinfurt (Schullandheim Reichmannshausen)), Dieter Köstler (Hausleiter Schullandheim Bauersberg), Dr. Jürgen Stammberger (Geschäftsführer des Bayerischen Schullandheimwerks (BSWH)) und Norbert Krause (Seniorberater Krause & Böttcher).

Beleuchtet wurden die Gründung des Vereins, wo es darum ging neue pädagogische Konzepte aus der Reformpädagogik zu formulieren. „Schullandheim gemeinsam erleben“ aus Sichtweise von Lehrern, Hausleitung und pädagogischen Fachkräften wurde den Gästen intensiv und unterhaltsam verdeutlich. Schullandheim sind heute wichtiger denn je – zu dieser Erkenntnis kamen die Podiumsteilnehmer. Natürlich seine die Herausforderungen und Schwierigkeiten andere als vor 50 Jahren. Gerade jetzt nach Corona und vor dem Hintergrund der gravierenden gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen sollten neue Visionen und Zukunftspläne in den Fokus genommen werden.

Spritzig und lebendig sorgte das „Trio Clarino“ (Peter Pfriem am Kontrabass, Bernhard von der Goltz an der Gitarre und Matthias Ernst mit seiner Klarinette) für die musikalische Unterhaltung, während sich die Gäste am Buffet mit regionalen Köstlichkeiten und den Schullandheim-Secco genießen durften und gemütlich zusammensaßen. Die ein oder anderen Schullandheimerinnerungen wurden ausgetauscht.

Alle Freunde des Schullandheimwerkes waren sich einig, dass Schullandheimarbeit so wertvoll, wichtig und unerlässlich ist. Für die Gäste der Feierstunde war es dann auch ganz klar, dass die Entwicklung weitergehen muss„Lasst uns nach 50 Jahren weiter nach vorne blicken – für unsere Kinder. Denn Schullandheimaufenthalte heißt „Schullandheim gemeinsam erleben“ und „Schullandheim ist Lernen in seiner schönsten Form“.

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Das Schullandheimwerk Unterfranken e.V. (SWU) wurde 1972 von Lehrkräften gegründet, um in außerschulischen Lernorten Lehrkräften und ihren Klassen neben dem Erlebnis von Gemeinschaft auch motivierende und nachhaltige Lernsituationen zu bieten. In einem Schullandheim lässt sich fächerübergreifender, projektorientierter Unterricht und selbsttätig entdeckendes Lernen leichter verwirklichen als im fest strukturierten Schulalltag.

Dem SWU gehören aktuell sechs Schullandheime in Unterfranken an, die die Gütesiegelkriterien des Bayerischen Schullandheimwerkes erfüllen. Die Schullandheime in Hobbach, Leinach, Reichmannshausen, Rappershausen, auf dem Bauersberg und dem Schwanberg werden von unterschiedlichen Trägern betrieben.

Durch das inzwischen umfangreiche unterschiedliche Profilangebot der einzelnen Schullandheime haben die Lehrkräfte in Unterfranken die Möglichkeit, ein Haus gezielt nach unterrichtlichen Inhalten auszuwählen. Unterstützt werden sie durch fachliches Personal vor Ort.

Das SWU unterstützt dadurch die schulische Arbeit durch Angebote für die personale und soziale Entwicklung der Schülerinnen und Schüler, regt vernetztes Denken durch Natur- und Umweltpädagogik an und bietet einen Übungsraum für demokratisches Denken und Handeln.

In zahlreichen Symposien wurden in den letzten Jahrzehnten immer wieder pädagogische und gesellschaftliche Strömungen aufgegriffen, in Arbeitskreisen didaktisch und pädagogisch aufbereitet und so das Modul- und Materialangebot für die Klassen stetig aktualisiert oder erweitert.

Der ehrenamtlich tätige Verein baute viele unterstützende Strukturen auf: In jedem Schulamtsbezirk gibt es eine Lehrkraft als Ansprechpartner, die Schulabteilung der Regierung von Unterfranken koordiniert Dienstbesprechungen und Fortbildungen und in jedem Schullandheim sind Lehrkräfte als Heimbeiräte tätig.

Das vielfältige ehrenamtliche Engagement erfährt seine Wertschätzung dadurch, dass der Regierungspräsident von Unterfranken bisher immer die Schirmherrschaft übernahm. Für den amtierenden Regierungspräsident Dr. Ehmann sind Schullandheime nach wie vor unverzichtbar und eine Investition in die Zukunft.

In Zusammenarbeit mit dem Dachverband „Bayerisches Schullandheimwerk“ (BSHW) wurden wichtige Modellprojekte implementiert und evaluiert.

In Hobbach wurde die erste stationäre Wasserschule in Unterfranken eingeweiht. In Bach und Labor beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler mit der faszinierenden Ökologie des Wassers, führen Versuche durch, gewinnen aber auch grundlegende Einsichten in die Notwendigkeit des Gewässerschutzes.

Ob beim „TeamTime“-Projekt oder „Theater“ die soziale und personale Kompetenz gestärkt wird, im Wald die Laubstreu untersucht oder beim „Mountainbike-Fahren“ Sicherheit im Gelände und verantwortliches Fahren in der Gruppe trainiert wird, ob bei „Mehrwert Demokratie“ grundsätzliche demokratische Strukturen und Verhaltensweisen erlebt, gesunde Ernährung selbst zubereitet oder Wasser im Rahmen von MINT-Projekten chemisch analysiert wird – den Schülerinnen und Schülern werden die Aufenthalte im Schullandheim unvergesslich bleiben, weil unmittelbares Lernen mit allen Sinnen ermöglicht und Leben in Gemeinschaft stattfindet.

Die Erlebnisse im Schullandheim wirken lange nach, umso mehr, je länger die gemeinsam verbrachte Zeit und die erlebnishaften Lernsituationen waren. Waren es in den Anfangsjahren meist 14-tägige Aufenthalte, so sank die Verweildauer inzwischen auf 4 – 5 Tage, sehr oft nur noch eine halbe Woche. Da können sich soziale Entwicklungen kaum noch entfalten.

Die finanzielle Grundlage des Vereins war von Anfang an die jährlich durchgeführte Sammlung an allen Schulen in Unterfranken. Nur dadurch konnten Häuser ausgebaut oder erweitert, Sanierungen und Brandschutzmaßnahmen durchgeführt, unterrichtliche Materialien und pädagogische Ausstattung

verwirklicht werden; denn staatliche Zuschüsse durch das bayerische Sozialministerium gibt es nur bei entsprechender Eigenbeteiligung.

Das SWU betrieb als pädagogisch arbeitender Verein zudem die beiden Häuser in Hobbach und am Bauersberg in Eigenregie. Der wirtschaftliche Betrieb und die die gesetzlichen Auflagen und Bestimmungen nahmen im Lauf der Zeit aber Dimensionen an, die ein ehrenamtlich geführter Verein nicht mehr leisten konnte. Deshalb wurden diese Häuser 2019 in eine gemeinnützige GmbH ausgegliedert.

Mit der Corona-Pandemie kam ein gewaltiger Einbruch: Lange Monate waren Fahrten ins Schullandheim untersagt, auch während es in vielen Bereichen wieder Lockerungen gab, blieben Schulfahrten – mit vergleichsweise kurzen Unterbrechungen – letztlich bis Ende der Osterferien 2022 untersagt. Im Vergleich zum Jahr 2019 gab es in den beiden vergangenen Jahren bei den Schullandheimen Umsatzrückgänge zwischen 75 und 90 Prozent. Für das Schullandheimwerk selbst konnte zweimal in Folge konnte keine Sammlung an den Schulen durchgeführt werden, was die finanziellen Spielräume des Vereins massiv minderte.

Zusätzlich zu diesen nie dagewesenen Herausforderungen entschieden sich in dieser Zeit die Eigentümer der Schullandheime, die Stadt Schweinfurt für den Bauersberg, die Diözese Würzburg für die Thüringer Hütte, diese zu veräußern. Bei beiden Häusern wird unter Mitwirkung des SWU derzeit noch an Zukunftsperspektiven gearbeitet. Das SWU sieht es als seine gesellschaftliche Aufgabe, die Häuser als Schullandheime und Bildungsräume zu erhalten und unterstützt die Suche nach einem neuen Eigentümer oder neuen Beteiligungsformen die betroffenen Häuser.

Auch die tragische Entwicklung in der Ukraine hat nicht vor dem SWU und den unterfränkischen Schullandheimen Halt gemacht. In fast allen Häusern wurden Flüchtende aufgenommen. Die Schullandheime Bauersberg, Leinach und Rappershausen hatten von Februar bis März Flüchtlinge kurzfristig und unbürokratisch untergebracht. In Reichmannshausen wohnen derzeit noch Flüchtlingen und der Schwanberg steht bei Bedarf zur Verfügung.

Auch in Zukunft setzt sich der Verein das Ziel, durch die Schullandheimaufenthalte aller Schularten das Miteinander, die Sozialkompetenzen der Kinder und Schüler zu stärken und Ihnen so nach dem langen Lock-Down wieder die positive Erfahrung von Bildung und Erlebnis in der Gemeinschaft zu erleben. Fachliche Veranstaltungen, wie die früheren „Symposien“ zum Austausch über pädagogische Themen werden mit Blick auf die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für ein solch wichtiges bildungspolitisches Anliegen in den nächsten Jahren gewiss wiederaufleben.

Dabei stellt sich der Verein in der Zukunft nicht nur diesen gesellschaftlichen Herausforderungen, sondern hat auch – wie andernorts auch – die Demografie in der „Vereinsstruktur“ zu beachten sowie die Möglichkeiten für moderne Formen der klassischen Schullandheimsammlung zur finanziellen Sicherung des pädagogischen Angebotes in den Schullandheimen fest im Blick.

Das SWU hat mit dem Modulangebot seiner Schullandheime in den letzten 50 Jahren eine Bildungseinrichtung mit hohem Niveau geschaffen und wird von der Lehrerschaft fast schon als Dienstleister wahrgenommen. Neben der Vermittlung komplexer Zusammenhänge unserer Umwelt sind Migration, Integration und Stärkung der Demokratie die drängenden Probleme unserer Zeit – deswegen sind Schullandheimaufenthalte mit ihrer „sozialen Wertschöpfung“ nach wie vor wichtig.

Unterstützen Sie unsere Schullandheime mit einer Spende.

Für einen Rundgang durch die unterfränkischen Schullandheime steht auf www.schullandheime-unterfranken.de ein neuer Imagefilm zur Verfügung.

[Link zum Programm] [Link Link zur Geschichte]

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